Das war die Feedback-Runde #1
💡Unser Thema: Headlines
Zum Aufwärmen haben wir uns Input bei einem Großen der journalistischen Sprachpflege geholt – und zwar bei: Wolf Schneider.
Seine fünf Forderungen an eine Überschrift lauten:
- Die Überschrift muß eine klare Aussage haben.
- Diese Aussage sollte die zentrale Aussage des Textes sein.
- Sie darf den Text nicht verfälschen.
- Sie muß korrekt, leichtfaßlich und unmißverständlich formuliert sein.
- Sie sollte Lese-Anreiz bieten. [[1]]
Ja, in der guten alten Zeit war mehr scharfes s. Aber Einigkeit besteht bestimmt, dass sich seit 1993 an diesen Anforderungen nichts geändert hat. Und mögen sich Print und online auch noch so unterscheiden – man kann Schneiders Fünf-Punkte-Plan zweifellos bei beiden anwenden.
Aber natürlich gibt es Unterschiede. Diese Darstellung, die wir uns im Anschluss zu Gemüte geführt haben, bringt sie ganz gut auf den Punkt:

Es wäre zwecklos hier Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Und das bringt uns gleich zu den Impulsfragen, mit denen wir uns im Anschluss auseinander gesetzt haben. Denn auch diese konnten wir schon allein aus Zeitgründen nicht erschöpfend beantworten.
🚫 Was sind Unarten, die wir uns sparen sollten?
- mehr versprechen als halten
- Phrasen wie Knalleffekt
- zwei Geschichten in einem Titel
- Abkürzungen wie UVP, BM
- falsche, abgeschmackte Sprachbilder
- Fragezeichen im Titel
- abstrakt und nichtssagend
- nur Vornamen im Titel
- Namenswortspiele
- zu emotional (Tragödie), übertrieben (Krise)
- Wertung in der Schlagzeile
- Pointe, die nicht funktioniert
- Telegram-Stil, wo nicht notwendig
📓 Eherne Gesetze: Was gilt nicht mehr?
- Fragezeichen im Titel verboten
- Zeile voll ausfüllen
- Tirol-Bezug im Print-Titel verpflichtend
👍 Wo sagen wir: mehr davon?
- „Service-Titel“ (z. B. 5 Gründe)
- Über Titel nachdenken und daran arbeiten
- Hilfreich: Titel als erstes (Küchenzuruf)
Wichtig festzuhalten ist: Nicht bei allen Punkten waren wir uns einig. Ist es zum Beispiel wirklich schlechter Stil in der Überschrift eine Frage zu stellen? Kann der Glaubenssatz „Wir stellen keine Fragen, wir geben Antworten!“ heute noch aufrecht erhalten werden?
Oder: Sollen wir öfter mit „Service-Titeln“ arbeiten? Oder wird das nicht ein bisschen viel „So tun Sie das oder jenes richtig“?
🤓 Das Fazit
Einig war sich die Runde, dass wir an den Schlagzeilen im Grunde nicht zu viel arbeiten können. Was leider nicht funktioniert: ein umfassendes Regelwerk. Dafür ist Sprache und ihre Anwendung im Journalismus viel zu komplex.
✅ Was jeder sofort tun kann (abgesehen davon, sich um den bestmöglichen Titel zu bemühen):
- Beim Vier-Augen-Prinzip Fokus auf die Headline legen
- Kolleginnen und Kollegen um Vorschläge bitten
Was die Chefredaktion tun wird:
- Guidelines ausarbeiten (lassen), wo sie möglich sind
- Schulung anbieten, die in Abstimmung mit den Ressortleiterinnen und -leitern für den einen oder die andere verpflichtend sein werden
🗓️ Feedback-Runde #2 findet am Dienstag, 30.9., 15:30-16:30 statt. Das Thema wird vorab bekannt gegeben.
[[1]]: Wolf Schneider/Detlef Esslinger: Die Überschrift (1993), S. 12 f.